florian berger

FeenCon 2009 in Bad Godesberg

Conbericht vom zweitgrößten unabhängigen Con Deutschlands, mit Bildern.

Mit Ausnahme meines erklärten Lieblingscons im Norden sowie lokalpatriotisch verbrämter Zusammenkünfte war ich ja bisher nicht gerade ein großer Con-Gänger. Nachdem es mich nun aber schon im April an den Rhein gezogen hatte, wollte ich mir dieses Jahr am 11. und 12. Juni nun erstmalig Deutschlands dem Vernehmen nach zweitgrößten unabhängigen Con mit eigenen Augen anschauen.

Bonn-Bad Godesberg ist ein gemütlicher Stadtbezirk mit schmucken Gründerzeitvillen. In wenigen Minuten ist man vom Bahnhof durch den Stadtpark zur Stadthalle geschlendert, einem von außen unspektakulären, weitläufig-flachem Bau. Aufsteller im FeenCon-Gelb künden vom Großereignis, und nachdem man 10,- EUR für die zwei Tage gelöhnt hat, kann man sich ins Vergnügen stürzen.

Foyer

Das Foyer am Samstag.

Im Foyer finden sich die üblichen Händlertische, auffällig ein gut sortierter antiquarischer Stand. Darauf erhasche ich erstmal nur einen kurzen Blick, da ich mich umgehend in Falk Bongerts bereits gestarteten Workshop "Wie werde ich ein guter Spieler?" setze. Nicht dass ich finde, in dieser Hinsicht viel Nachholebedarf zu haben ;-), aber ich mag Workshops und bin gespannt, was der FeenCon zu bieten hat.

Falk erklärt gelassen vor ca. 15 Leuten die Grundlagen kooperativen Zusammenspiels, also Teamwork, Sinn und Unsinn von Charakterspiel sowie Spiel- und Handlungsimpulse durch kreative Handhabung von Figuren. Eine solide Zusammenfassung, die die Zuhörer mit Nicken, Lachen und Applaus quittieren.

Danach erstmal ein Rundgang. Herz des FeenCon ist sicherlich der große Saal, in dem Händler, Tabletop-, Brett- und Pen-and-Paper-Spieler in trauter Eintracht ihre Tische aufgebaut haben.

Buehne

Blick von der Bühne in den großen Saal.

Auf der Rückseite des Gebäudes befindet sich das LARP-Dorf, das direkt wieder in den Stadtpark übergeht, der auch zum Spiel genutzt wird. Schlachtfelder wie in Hamburg gibt es hier allerdings nicht, dafür sind die Zelte näher aneinander, was eine dörfliche Atmosphäre erzeugt.

Larpdorf

Händler und Zeltlager im LARP-Dorf.

Taverne

Eine Taverne darf nicht fehlen.

Ich hatte mich mit Ibag von "Nackter Stahl" verabredet, die an meinem Buch interessiert war. Am Stand blätterte ich mich gleich mal durchs Angebot und blieb an der zweiten Auflage von "Arcane Codex" hängen, die mit ganzseitigen opulenten Illustrationen aufwartet. Testspiel? Mal sehen. Schließlich ließ ich mich aber ein paar Stände weiter zu einer Testrunde "Funky Colts" abschleppen, einem im besten Sinne vergnüglichen Kartenspiel, bei dem Stück für Stück trashige Filmprojekte aus Karten für Setting, Handlung und Hauptdarsteller gebaut werden müssen. Mit Spezialkarten kann man die Filmdrehs anderer Mitspieler stören oder verhindern - spaßige Sache, ich warte auf eine echte gedruckte Ausgabe mit hoffentlich passendem Artwork.

Colts

Beta-Test von "Funky Colts".

Gleich danach ging es zum Workshop "Wie halte ich Workshops?" von Andre Wiesler. Vor erwartungsgemäß überschaubarem Publikum - potentielle Workshophalter sind nun mal rarer gesät als normale Workshopbesucher - referierte Andre, entspannt aus seiner Erfahrung schöpfend, über Themenfindung, Vorbereitung und Tipps und Tricks für den Vortrag. Auch über "Zwischen-äh-füllwörter" konnte man etwas lernen. ;-)

Anschließend baute ich mit Tanelorn-Resident Crimson King eine Figur für eine Runde auf dem Tanelorn-Treffen im August. Es wird KULT gespielt, dementsprechend meißelten wir einen schrägen und gebrochenen Charakter.

Später gab es noch Robert Vogels Bildervortrag "Mit der Kamera durch die Galaxis" - ein bestens vernetzter SciFi-Fan und Fotograf mit Berufsethos, immer dort, wo gerade gedreht wird. Im Freien sorgte dann Tribe Akasha für sehenswerte orientalische Abendunterhaltung, dazu gabs Tanelorn-Treffen und -Tratsch am Kirschbierstand.

Tanz

Orientalischer Tanz mit dem Tribe Akasha.

Ich sollte vielleicht noch auf Thomas Echelmeyers Workshop zur Nacht verweisen. Von 20:30 bis vermutlich ca. 04:00 Uhr morgens stellte er in einem Marathonworkshop 100 Rollenspielsysteme vor... ich allerdings bevorzugte Nachtruhe.

Am Sonntag morgen platzte eine spontane Polaris-Runde mangels Mitspielern, "Arcane Codex" war schon voll, also trug ich mich bei "Elyrion", geleitet von Falk Bongert, ein. (Ja - die Ironie dieses Manövers wurde mir erst später bewusst. ;-) ) Auch diese Runde wurde (im Gegensatz zum Vortag) nicht richtig voll, also machte Falk stattdessen eine kenntnisreiche Einführung in Welt und System. Letztendlich bietet sich Elyrion als großer Baukasten dar, aus dem man sich an Rassen, Hintergrund und Technologiestand was Genehmes raussuchen kann. Zweite Erkenntnis am Tisch: so gemütlich viele Runden und Stände in einem Raum sind, so schwierig ist es aber auch mit dem Lärmpegel. Auch wenn die Spiele auf dem NordCon neuerdings hinter verschlossenen Klassenzimmertüren stattfinden: ruhiger ist es dort allemal. Das wurde auch nicht gerade durch die gebäudeweiten Lautsprecherdurchsagen verbessert, die sich die FeenCon-Orga wohl von der RPC abgeschaut hatte. :P

Spieltische

So gehört sich das: Sonntag Morgen, die Tische sind voll.

Beim abschließenden Bummel durch den großen Saal wurde ich noch auf das Zunftblatt aufmerksam, ein Magazin der Lahnsteiner Rollenspieler e.V., auf 60 Seiten im professionellen Druck daherkommend. Das Layout ist noch etwas spröde, aber ein interessantes Projekt ist es jedenfalls.

Auch "Spherechild" schaute ich mir noch einmal genauer an. Das Regelwerk kommt zwar leider in einem schlicht unlesbaren Schriftsatz daher (der Fließtext ist in einer Schmuckschrift gesetzt, zudem noch mit viel zu engem Zeilenabstand - *seufz*), aber die Grundidee mehrerer Parallelwelten, die sich gegenseitig beeinflussen und Spielball guter wie böser Schöpfer und Dämonen sind, hat einiges Potential - mehr sogar, finde ich, als die Autoren ihr offenbar zutrauen, denn die enthaltenen Abenteurideen sind doch recht simpel gestrickt und keinesfalls so abgedreht-metaphsisch, wie das Grundkonzept es brauchen würde. Auch hier vielleicht mal einen Test wert. Im Übrigen: Das erste RPG mit Parallelwelten unterschiedlichsten Charakters ist "Spherechild" ganz sicher nicht.

Und dann ging auch schon mein Zug zurück in die Tieflandsbucht. Ich habe die FeenCon als ein großes, dabei sehr entspanntes und vielseitiges Treffen erlebt und komme nächtes Jahr gern wieder.

Florian Berger, im Juli 2009