florian berger

DSL-Download-Drosselung bei Vodafone

Dokumentation einer nicht zugegebenen Datenrate-Drosselung für DSL-Privatanschluss bei Vodafone Ende 2012.

UPDATE: Das Problem ist seit Ende Dezember 2012 offenbar behoben. Aktuell (März 2013) gibt es keine technischen Einschränkungen an meinem Anschluss.

td;dr Ich messe seit ein paar Tagen die Download-Drosselung bei Vodafone in Berlin. Am Ende des Posts stehen die Messungen zum Download. Eine Grafik gibt es auch.

Durch mehrere Umzüge meinerseits und Firmenübernahmen und -fusionen auf der anderen Seite bin ich inzwischen mehr oder weniger freiwillig Vodafone-DSL-Kunde. Der Umzug lief - und das ist in Deutschland ja schon eine Überraschung - reibungslos, ich bekam einen Freitschaltetermin per E-Mail, und nach Neukonfiguration der Arcor Easy Box 600 WLAN lief alles wie geschmiert. Zunächst!

Anfang November 2012 gab es dann plötzlich Geschwindigkeitseinbrüche, und zwar merkwürdigerweise immer zur selben Uhrzeit. Durch loses Probieren konnte ich es auf ca. 18:00 Uhr bis ca. 23:00 Uhr eingrenzen. Pünktlich jeden Abend zwischen 18 und 19 Uhr fiel die Download-Rate ins Bodenlose.

Kurz ein paar Zahlen. Ich habe hier einen Altvertrag, der noch eine Weile laufen soll, über DSL mit bescheidenen 2 MBit, das sind 2000 kbit/s oder 244 kB/s. In den Abendstunden bricht dies auf ca. 50 kB/s oder ca. 410 kbit/s ein. Das ist ein Einbruch um 80%.

Vodafone unterhält - und das muss man anerkennen - ein Kundenforum unter https://forum.vodafone.de/, das unzensiert ist und in dem Kunden ungeniert nicht nur Störungen melden, sondern auch über angedrohte und vollzogene Providerwechsel berichten. Ein paar tapfere Mitarbeiter leisten im Forum so gut Support, wie sie können.

Im Forum konnte ich erstmal erleichtert feststellen, dass ich nicht alleine bin:

Einige Kunden hatten sich bereits durch die Servicewüste von Vodafones Hotline gequält. Deren Taktik: Kunden die Schuld geben, Telekom die Schuld geben, Hinhalten (auf langwierige Messungen dringen), Techniker schicken. Letzteres ist besonders lustig. Die Techniker kamen mehrfach, aber natürlich tagsüber, und konnten keine Einschränkungen der Servicequalität feststellen. Haha. Wie auch!

Schließlich, und ich denke, der Druck einiger leidender Kunden spielte da eine Rolle, gab es am 22.11.2012 ein offizielles Statement von Vodafone:

Aufgrund von einer zunehmend starken Nutzung von bandbreitenintensiven Online-Angeboten und vielen Datenübertragungen kann es aktuell vor allem in den Abendstunden sowie an Wochenenden sporadisch zu Performance-Einschränkungen bei DSL kommen.

Diese machen sich durch geringere Download-Geschwindigkeit bemerkbar.

Vodafone Deutschland arbeitet bereits mit hoher Priorität daran, die Kapazitäten zu erweitern. Schon in den kommenden Wochen werden die Verbesserungen auch zu Zeiten intensiver Nutzung für unsere Kunden positiv zu bemerken sein.

Post: Aktuelle DSL Performance-Einschränkungen

Vodafone drängt auf eine Geschwindigkeitsmessung mit http://www.speedtest.nl/. Einige Kunden verwenden dagegen den CNET Internet Performance Test, der nicht nur die Erfassung von Zeitreihen erlaubt, sondern auch einen hübschen Graphen zeichnet. Leider verträgt sich der Service nicht mit einer restriktiven Cookie-Politik, und man kann alte Zeitreihen nicht hochladen.

Gut, Vodafone, solche Spielchen soll man mit Ingenieuren nicht spielen. Ich habe mir erstmal meinen eigenen Speedtest geschrieben, der die Daten lokal speichert. Das ist ein Kommandozeilentool und braucht Python 3.x, getestet nur unter Linux.

Usage: checkrate.py [options]

Options:
  -h, --help            show this help message and exit
  -i INTERVAL, --interval=INTERVAL
                        check interval in minutes [15]
  -u URI, --uri=URI     URI to fetch

Das Programm gibt es hier:

checkrate.py

Man braucht die URI irgendeiner Datei von 500 kb bis 1 MB im Netz.

Damit lasse ich seit ein paar Tagen Tests laufen, und das sieht dann so aus:

Graph der Datenrate

UPDATE: Freitag der 14.12.2012 sah ganz gut aus. Die Wochenenden sind eh uneinheitlich. Schauen wir mal, wie es ab Montag weitergeht.

Erstellt aus den Messdaten mit GNU R. Selbstverständlich lief zur Messzeit nichts anderes auf der Leitung.

Interessant ist - das zeigen die Messungen oben nicht - der Upload bricht nicht ein. Damit ist eine Leitungsstörung fast ausgeschlossen. Das ist entweder eine Überlastung oder eine bewusste Drosselung (man schaue sich die Zeiten an), die Vodafone, wenn schon nicht verursacht, so doch jedenfalls zu verantworten hat.

Und was passiert jetzt?

  • Weitermessen.
  • Einschreiben mit Abmahnung und Fristsetzung zur Behebung.
  • Wenn nicht behoben: Sonderkündigung.

Was mich ärgert: im 21. Jahrhundert sollte ein Telekommunikationsunternehmen so etwas völlig transparent machen. Was ist los, warum, wer arbeitet dran und was sind die Fortschritte. Im Blog und im Forum, mit 1-2 Posts pro Woche. Vodafone lässt seine ahnungslosen oder schlecht geschulten Callcenter-Mitarbeiter/-innen aber erst eine Hinhaltetaktik fahren, um dann schließlich eine kümmerliche und schwammige Meldung in die Welt zu setzen. Leute, so geht das nicht.

Hier meine Messdaten zum Download, ich aktualisiere sie immer mal:

checkrate.csv

Und hier der aktuelle Graph als PDF:

checkrate.pdf

Hier der Tweet zum Thema: https://twitter.com/flberger/status/279128218034900993

Antworten und Kontaktaufnahme gern dort!