florian berger

Nachwuchs und gesellschaftliche Rolle oder irgendwas machen wir falsch

Rollenspiel kann eine Mainstream-Aktivität sein, eine kulturelle Grösse, gesellschaftlich wahrgenommen, auf Augenhöhe etwa mit Sportarten, diskutiert in Feuilleton und Talkshows. Ist es aber nicht. Warum?

Da vermutlich die wenigsten von euch das In-Flight Magazine der air greenland in die Hand bekommen, verweise ich hier mal auf einen Artikel, der in der Ausgabe 2/2011 (PDF) erschien (Englisch auf Seite 28).

In dem Artikel geht es darum, wie die Dänische Rollenspielakademie mit offizieller Förderung des "Nordic Institute of Greenland" (NAPA) Rollenspiel an grönländische Schulen bringt. Ein Zitat sprang mich beim Lesen an:

Nowadays, there are more than 100,000 Danish children, adolescents and adults each month who role play and together with the other Nordic countries they are absolute leaders to the role play universe for children and adolescents.

Ja, es geht dort um das, was wir hierzulande Live-Rollenspiel nennen. Alle, die sich auf diesen Punkt stürzen wollen, können an dieser Stelle aufhören zu lesen, vielen Dank fürs Reinschauen.

Und ja, wir haben die Waldritter, immerhin, aber auch darum geht es mir nicht.

Mein Punkt ist: das Ganze findet in einem Land statt, in dem etwas so viele Menschen leben wie im Ruhrgebiet. Auf Deutschland hochgerechnet müssten wir 1,4 Millionen Rollenspieler haben, und die Mehrheit davon unter 15 Jahren alt. (WoW ist dort übrigens genau so zugänglich wie hier.) Und wann hatten wir hierzulande nochmal das letzte Rollenspielprojekt, das von öffentlicher Hand in der Grössenordnung von 50.000 EUR gefördert wurde und seinen Weg ins Lufthansa-Reisemagazin fand? Mir fällt es grad nicht ein.

In der Publikation "100.000 Swords Can't Be Silenced" wird Rollenspiel offensiv als Quelle von Kreativität, Empathie, Aggressionskontrolle und sogar Verbrechensverhütung beworben. Sicher, vieles davon ist Larp-spezifisch, aber hinsichtlich kooperativem Problemlösen, Rollen- und kognitiver Flexibilität haben wir auch am Spieltisch einiges zu bieten.

Rollenspiel kann eine Mainstream-Aktivität sein, eine kulturelle Grösse, gesellschaftlich wahrgenommen, auf Augenhöhe etwa mit Sportarten, diskutiert in Feuilleton und Talkshows. Ist es aber nicht. Warum?

So oder so, es ist unsere Schuld. Denn wer, wenn nicht wir sollte es dahin bringen?

[zur Diskussion im Rollenspielforum Tanelorn]